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Gerinnungsfaktor 5

Das Gen kodiert einen wichtigen Gerinnungsfaktor. Wenn eine Mutation diese Funktion beeinträchtigt führt das zu starken Blutungen. Wenn aber eine Mutation die Inaktivierung verhindert, so resultiert eine ungezügelte Gerinnung, eine erhöhtes Thromboserisiko.

Epidemiologie

Die Leiden Mutation tritt nur bei Europäern und den von ihnen besiedelten Erdteilen auf. Etwa 5% der Bevölkerung ist hier heterozygot. Unter Afrikanern und Asiaten ist sie fast gar nicht zu finden. Für die anderen Mutationen existieren weniger verläßliche statistische Daten.

Genstruktur

Das Gen des Gerinnungsfaktors 5 befindet sich auf dem Chromosom 1 (1q23). Es ist über 70kb groß und wird von 25 Exons gebildet.

Proteinstruktur

Die Struktur des Faktor V Gens ist der des Faktors VIII sehr ähnlich. Auch die Proteinstruktur weist die selbe Domainanordnung (A1-A2-B-A3-C1-C2) auf. Hierbei ist vor allem die B Domäne stark glykosiliert. Die A-Domänen weisen eine Homologie zum Kupferenzym Coeruloplasmin auf, wärend die C-Domänen zur Familie der phospholipidbindenden Proteinen gerechnet werden können. Bei der proteolytischen Aktivierung des Gerinnungsfaktors wird die B-Domäne herausgetrennt und der aktivierte Faktor V ist ein heterodimer aus den beiden nichtkovalent gebundenen Proteinketten A1-A2 und A3-C1-C2.

Phänotyp

Das klinische Bild wird ganz entscheidend von der Lokalisation der Mutation beeinflusst. Führt die Mutation zu einem Funktionsverlust so liegt eine Hämophilie vor. Die Mutationen an bestimmten Inaktivierungszentren, wie die Leiden Mutation sind hingegen durch eine erhöhte Thrombosebereitschaft charakterisiert. Charakteristisch ist weiterhin ein familiäres Auftreten oder seltene Thromboselokalisationen wie die Zentralvene des Auges oder die Mesenterialvenen. Charakteristisch ist auch das häufige Auftreten von Aborten. Ein erhöhtes Risiko für ischämische Herzerkrankungen wird ebenfalls diskutiert.

Pathologie

Mutationen, die zu einem Faktor V Mangel führen, die Funktion stören oder die Aktivierung behindern, führen zu einem hämophilie-ähnlichen Krankheitsbild. Befindet sich an einer dieser Stellen eine Mutation, wie es bei der Leiden-Mutation der Fall ist, so kann die Gerinnungskaskade an dieser Stelle nicht gestoppt werden und es resultiert eine verstärkte Gerinnungsbereitschaft.

Genregulation

Wie Faktor VIII ist auch Faktor V wichtig für den Ablauf einer normalen Gerinnung. Die Aktivierung des Faktors V erfolgt durch Proteolyse der Faktoren Xa oder IIa (Thrombin), welche an den Argininresten der Positionen 709, 1018 und 1545 spalten. Dabei wird die B-Domäne aus der Proteinkette herausgetrennt. Die beiden verbleibenden Ketten A1-A2 und A3-C1-C2 bleiben aber nichtkovalent miteinander verbunden. Die Inaktivierung erfolgt durch aktiviertes Protein C, welches die A2-Domäne bei 3 verschiedenen Argininresiduen spaltet (506, 306 und 679).

Untersuchungsstrategie

Personen mit klinischem und laborchemischem Verdacht einer Thrombophilie. Familienuntersuchungen bei entsprechenden Befunden von Familienangehörigen.

Interpretation

Die Leiden Mutation führt bei heterozygoten zu einer 2-3-fachen Erhöhung der jährlichen Thromboserate. Bei homozygoten ist das Risiko sogar 28-fach erhöht.

Gentests:

Klinisch Untersuchungsmethoden Familienuntersuchung
Bearbeitungszeit 5 Tage
Probentyp genomische DNS
Klinisch Untersuchungsmethoden Hochdurchsatz-Sequenzierung
Bearbeitungszeit 25 Tage
Probentyp genomische DNS
Klinisch Untersuchungsmethoden DNA-STRIP-Technologie
Bearbeitungszeit 20 Tage
Probentyp genomische DNS
Klinisch Untersuchungsmethoden Direkte Sequenzierung der proteinkodierenden Bereiche eines Gens
Bearbeitungszeit 25 Tage
Probentyp genomische DNS
Klinisch Untersuchungsmethoden Direkte Sequenzierung ausgewählter Gen-Abschnitte
Bearbeitungszeit 20 Tage
Probentyp genomische DNS
Klinisch Untersuchungsmethoden Multiplex ligationsabhängige Amplifikation
Bearbeitungszeit 25 Tage
Probentyp genomische DNS

Verknüpfte Erkrankungen:

Venöse thromboembolische Erkrankungen
Autosomal dominanter Protein C-Mangel
PROC
Autosomal dominanter Protein S-Mangel
PROS1
Autosomal rezessiver Protein C-Mangel
PROC
Autosomal rezessiver Protein S-Mangel
PROS1
F2
F5
Faktor XII-Mangel
F12
HABP2
Hyperhomozysteinämie bedingte Thrombose
CBS
Hypoplasminogenemie
Dysplasminogenemie
PLG
Hypoplasminogenemie
PLG
MTHFR
PAI-Transkriptionsmodulator
SERPINE1
Protein Z-Mangel
PROZ
SERPINA10
SERPINC1
THBD
Thrombophilie durch Heparin-Kofaktor 2-Mangel
SERPIND1
VKORC1

Referenzen:

1.

None (2001) Factor V Leiden: a clinical review.

external link
2.

Orphanet article

Orphanet ID 121673 external link
3.

NCBI article

NCBI 2153 external link
4.

OMIM.ORG article

Omim 227400 external link
5.

Wikipedia Artikel

Wikipedia DE (Proaccelerin) external link
Update: 14. August 2020
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